#4 - Das Jagdkommando
Shownotes
In der vierten Folge von HEERgehört spricht Marcel Taschwer mit Franz, Siegi und Moritz - drei Elite-Soldaten des Jagdkommandos. Für diese speziell ausgebildeten und ausgerüsteten Soldaten stehen Kameradschaft, Respekt und Vertrauen an oberster Stelle. Nur so können sie ihre Aufträge unter extremer körperlicher und geistiger Belastung erfüllen.
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Transkript anzeigen
00:00:00: Beim Einsatz ist die Familie nicht da, da sind die Kameraden das Wichtigste.
00:00:08: Wir lassen keinen Kameraden zurück.
00:00:11: Wir sind eigentlich recht viel unterwegs und erleben viele Abenteuer.
00:00:15: Ich bin gewissermaßen der Geburtshelfer.
00:00:18: Und wir haben auch alle Ängste.
00:00:21: Es geht nur darum, wie man mit der Angst umgeht.
00:00:23: Man ist nie fertig mit der Ausbildung.
00:00:25: Einer sagt: "Alles scheiße" und der Rest nickt und mehr brauchst du nicht.
00:00:31: Das eine sind Kollegen und das andere sind Kameraden.
00:00:35: Respekt ist der Kitt, der Teams zusammenhält.
00:00:39: HEERgehört - Der Bundesheer-Podcast.
00:00:46: Welche Rolle spielt die Familie in einer Spezialeinheit?
00:00:53: Wie bereitet man sich mental auf einen Spezialeinsatz vor?
00:00:57: Und wie wird man eigentlich als Arzt, Elitesoldat?
00:01:01: Hallo und herzlich willkommen beim Bundesheer-Podcast HEERgehört.
00:01:06: Mein Name ist Marcel Taschwer und ich freue mich, dass ihr auch heute wieder mit dabei seid und zuhört.
00:01:11: Wir befinden uns heute in der Flugfeldkaserne in Wiener Neustadt,
00:01:14: der Heimat der Spezialeinsatzkräfte des Österreichischen Bundesheeres, dem Jagdkommando.
00:01:20: Und diese Eliteeinheit besteht aus kleinen Teams mit speziell ausgewählten,
00:01:24: ausgebildeten und ausgerüsteten Soldaten.
00:01:28: Ja, und so vielseitig wie das Jagdkommando ist, sind auch unsere heutigen Gäste.
00:01:32: Und an meiner Seite darf ich begrüßen den Franz, als langjährigen Operator und Einsatzleiter,
00:01:38: den Siegi als Psychologen des Jagdkommandos und den Moritz als Militärarzt und Einsatzchirurg.
00:01:44: Und ich würde sagen, Franz, als Kampfschwimmer, tauchen wir direkt ein.
00:01:49: Seit wann bist du beim Jagdkommando und wie bzw. wann ist bei dir die Entscheidung gefallen, Elitesoldat zu werden?
00:01:56: Ja, Servus Marcel, danke einmal für die Einladung.
00:01:59: Ich bin seit 1999 beim Jagdkommando, also ich habe mich 1999 der Ausbildung gestellt.
00:02:05: Bin aber schon 1993 eingerückt und habe dann im Laufe eines Kurses, eines militärischen Kurses,
00:02:12: habe ich, bin ich das erste Mal mit Jagdkommandosoldaten zusammengekommen
00:02:15: und habe gemerkt, die sind anders, die denken anders, die arbeiten anders, die sind körperlich ganz anders beieinander
00:02:21: und da habe ich mir gedacht, das könnte was für mich sein.
00:02:24: Und das war dann eigentlich der Träger, das ich gesagt habe, das will ich unbedingt machen, da will ich hin, das ist mein Ziel.
00:02:30: Sigi, wie war das bei dir? Das ist ja immer diese philosophisch-psychologische Frage,
00:02:34: schon fast Henne oder Ei, Jagdkommando oder Psychologie, was war zuerst?
00:02:39: Marcel, hallo erst mal. Die Reihenfolge war erst Psychologe, danach Militär.
00:02:47: Ich war nach dem Studium und Grundwehrdienst Militärpsychologe in St. Pölten an der Stellungskommission
00:02:53: und habe da die Möglichkeit gehabt, ich glaube 1998 war das, das eben aufgestellte deutsche Kommando Spezialkräfte in Calw
00:03:02: in Deutschland zu besuchen und da habe ich Fallschirmspringer im Himmel gesehen
00:03:06: und das hat mich irgendwie sehr beeindruckt.
00:03:08: Ich bin dann heimgekommen nach Österreich und habe mich dem Jagdkommando angeboten
00:03:12: und gefragt: Interessiert euch, was ich in Deutschland beobachtet habe?
00:03:15: Und wenn ja, machen wir einen Deal, ich darf auch da Fallschirmspringen,
00:03:19: habe dann den ersten Basisausbildungskurs gemacht und bin seither irgendwie dabei.
00:03:24: Und Moritz, wie war das bei dir zuerst Arzt und dann Elitesoldat?
00:03:29: Oder wie kann man sich das vorstellen?
00:03:30: Umgekehrt, umgekehrt. Ich bin in der Schule schon aufmerksam geworden auf das Jagdkommando
00:03:38: und das hat meine Pubertät quasi geprägt und habe das Ziel zum Jagdkommando stetig verfolgt.
00:03:46: Ich habe dann zuerst ein Jahr freiwillig gemacht und die Ausbildung zum Jägerzugskommandanten
00:03:51: und aus der Position heraus dann den Jagdkommando Grundkurs
00:03:55: und erst dann habe ich beschlossen, ich gehe in die Miliz und möchte Medizin studieren
00:04:03: und habe das Medizinstudium gemacht und den Facharzt für Unfallchirurgie.
00:04:07: Und so gesehen war ich zuerst Zugskommandant
00:04:11: und bin dann erst als Unfallchirug später dazugekommen.
00:04:18: Also das Jagdkommando ist ein Elite-Verband des Bundesheeres,
00:04:22: die evakuieren österreichische Staatsbürger aus Krisengebieten.
00:04:25: Die sind bei jeder Witterung im Einsatz, also im Hochgebirge, am Gletscher, im Dschungel,
00:04:30: in allen Klimazonen weltweit.
00:04:33: Franz was sind die Voraussetzungen, die ein angehender Elite Soldat mitbringen sollte
00:04:38: und gibt spezielle Anforderungen.
00:04:41: Ja, da gibt es einen recht guten Spruch, der jetzt sehr passend ist dazu zu diesem Punkt.
00:04:48: Der sagt, man muss nicht der Beste sein, um anzufangen, aber man muss anzufangen, um der Beste zu werden.
00:04:53: Das heißt, wir suchen jetzt keine Spitzensportler,
00:04:56: man muss nicht in einer superbesten körperlichen Verfassung sein,
00:05:00: man muss nicht in der Schule der beste Sportler gewesen sein.
00:05:04: Es ist natürlich Voraussetzungen, ein guter körperlicher Zustand,
00:05:10: was aber sehr, sehr wichtig ist, ist der Wille, das zu wollen.
00:05:14: Es ist wichtig, dass man sich selbst motivieren kann
00:05:17: und man muss natürlich auch eine Selbstdisziplin mitbringen, um das Ganze durchzumachen und den Kurs zu bestehen.
00:05:25: Also es klingt primär, sehr körperlich herausfordernd,
00:05:28: aber Sigi gibt es auch irgendwo psychische oder mentale Stärken, die man mitbringen sollte?
00:05:33: Ja, ganz gewiss.
00:05:35: Einerseits beeinflussen sich Körper und Geist gegenseitig, man kann das sehr schwer trennen.
00:05:39: Vom mentalen Aspekt her sag ich mal, wichtig ist, ich muss das Ziel haben und wissen, warum es mir wichtig ist,
00:05:47: daraus gibt es sich das, was ich möchte.
00:05:50: Und dann, dementsprechend, das Mindset, das sagt mir das, wie ich es erreichen werde.
00:05:54: Das heißt, ich muss versuchen, immer das Beste zu geben, beim ersten Versuch, das Beste zu geben.
00:06:02: Und ganz wichtig, wären die Soft Skills, und zwar muss ich es schaffen, warten zu können, verzichten zu können, teilen zu können,
00:06:10: Ungerechtigkeiten ertragen zu können, um Gewissheit hinnehmen zu können, um zu wollen.
00:06:16: Und all das bietet das Leben heutzutage ja kaum mehr, die Kläge des zu lernen.
00:06:21: Also, Moritz, bei dir würde dann ja beides irgendwo auch zusammenkommen, natürlich als Arzt dieser mentale Stress,
00:06:27: als Elitesoldat die körpliche Fitness ist es dann für die doppelte Kraftaufwendung, braucht es so das doppelte sozusagen?
00:06:34: Nein, wenn das Glas voll ist, ist es voll, alles andere ist Überschwappen.
00:06:38: Also, man kann sich nur maximal anstrengend konzentrieren und seine Fähigkeiten, sein Erlerntes anwenden.
00:06:45: Und das ist egal, ob das ein Scharfschütze ist oder ein Arzt, es ist nur eine unterschiedliche Ausbildung auf derselben Basis.
00:06:51: Also, das bedeutet, wenn ich jetzt am Anfang stehe und die Entscheidung treffe, für mich selbst Soldat beim Jagdkommando zu werden,
00:06:57: welche Fähigkeiten und Eigenschaften wären da entscheidend, um die Ausbildung auch erfolgreich bestehen zu können, Franz?
00:07:04: Naja, also angesprochen waren schon die körperlichen Voraussetzungen, die man natürlich mitbringen muss.
00:07:11: Dem sollte man aber nicht zu hohen Stellenwert, anmerken, sondern es ist wirklich, es ist diese Willensstärke,
00:07:19: es ist die Fähigkeit durchzuhalten.
00:07:23: Ich muss das wollen, ich will Jagdkommandosoldat werden und das ist schon einmal die halbe Miete.
00:07:29: Wie ist das dann bei dir Sigi? Begleitest du als Psychologe die Personen bereits während der Ausbildung?
00:07:35: Ja, und zwar schon früher, ich bin gewissermaßen ein Geburtshelfer, da ich die Auswahlverfahren mache, bringe ich sie auf die Welt gewissermaßen
00:07:44: und so wie die Graugänse von Konrad Lorenz geprägt worden sind, sind sie ein bisschen auf mich geprägt ab diesem Zeitpunkt, das geht dann weiter
00:07:51: mit der Ausbildung, wo ich auch gewisse Fachbereiche übernehme, ausbilde oder mit ausbilde geht dann dahin, dass wir gemeinsam trainieren, in die Einsätze gehen
00:08:02: und gelegentlich auch zum Grab begleiten am letzten Weg, also alles kommt in unserer Familie vor.
00:08:08: Also jetzt, wenn wir bei der Ausbildung selbst noch bleiben, was waren bei dir, Moritz, so während der Ausbildung, wann du zurückblickst,
00:08:16: sowohl beim Jagdkommando als auch vielleicht medizinisch die größten physischen und psychischen Herausforderungen?
00:08:22: Hm, nachdenken. Das hat es im Laufe des Lebens überall gegeben und für mich war oft so, dass die Basis, dass ich Jagdkommandosoldat bin,
00:08:35: hat mir über viele Nachtdienste im Spital oder extreme Situationen weitergeholfen, wenn man einfach sein ABC, das man gelernt hat, anwendet.
00:08:46: Und diese Durchhaltefähigkeit und die innere Ruhe und der Wunsch professionell zu arbeiten, das ist im Jagdkommando Grundkurs geprägt worden
00:08:57: und von dem konnte ich immer profitieren und mich als Resilient zurücklehnen.
00:09:03: Das heißt, angenommen, ich bringe jetzt alle Voraussetzungen mit.
00:09:07: Franz was sind die größten Herausforderungen, die sich quasi ein zukünftiger Jagdkommandosoldat, also denen sich ein zukünftiger Jagdkommandosoldat stellen müsste.
00:09:18: Naja, Herausforderung ist natürlich, dass man jetzt nicht nur in der Phase während der Ausbildung oder während des Kurses natürlich aufgeschalten ist,
00:09:27: sich körperlich fit hält, sondern das über Jahre hinweg natürlich diesen Status aufrecht erhält.
00:09:34: Und es gibt bei unseren Spruch, man ist nie fertig mit der Ausbildung.
00:09:38: Das heißt, es geht ständig weiter, man lernt dazu, man macht verschiedene Kurse und vor allem macht man Erfahrungen.
00:09:43: Erfahrungen im Zuge von Übungen, aber vor allem auch im Zuge von Einsätzen.
00:09:48: Und da muss man ganz einfach die Selbstdiszipline an den Tag bringen, dass man aufnahmefähig ist, dass man bereit ist, das zu lernen, umzusetzen und natürlich diesen sehr hohen Status weiterzuhalten.
00:10:03: Also ich glaube, wenn man versucht jemanden was beizubringen, ist das immer auch eine Vertrauenssache natürlich.
00:10:09: Siegi du hast es zwar vorher gesagt, du bist Geburtshelfer, teilweise gewesen, aber wie ist es teilweise auch herausfordernd,
00:10:15: eine Vertrauensbasis mit Soldaten zu schaffen oder wie schaffst du das, dass sich Soldaten dir anvertrauen?
00:10:21: Ich würde mal sagen, dass durchs Teilen von Defiziten von Freude und Leid entsteht Vertrauen,
00:10:30: da ich ja die ganze Woche da bin und dabei bin, vom morgens bis abends habe ich die gleichen Anforderungen.
00:10:37: Stell mich den gleichen Situationen, wenn wir ins Ausland gemeinsam fahren, habe ich als Oberst auch nicht mehr zur Verfügung.
00:10:43: Jeder hat eine Soldierbox, hat eine Blackback, hat ein Daypack und ist der große Gleichmacher, würde ich mal sagen.
00:10:50: Wir sind ja fast eine klassenlose Gesellschaft, wo die Unterschiede zwischen den Dienstgraden, den Hierarchien ja wirklich hinter den Kulissen kaum gelebt werden
00:11:01: und das gemeinsame Arbeiten bewirkt das Vertrauen. Man kann Vertrauen nicht befehlen, man kann auch nicht sagen vertraut
00:11:07: mir, ich appelliere an euch, es ergibt sich.
00:11:11: Also das ist immer schon bei der täglichen Arbeit. Moritz, wie schaut das bei dir aus?
00:11:14: Wie kann man sich die tägliche Arbeit als Arzt beim Jagdkommando vorstellen?
00:11:18: Das hängt davon ab, ob das jetzt eine ruhigere Woche ist, ob das eine Ausbildungswoche ist oder eine Einsatzwoche ist.
00:11:26: Aber wenn jetzt nicht ein Tagesplan vorgegeben ist, ist in der Früh sozusagen Ordinationszeit,
00:11:35: wo die Leute mit Beschwerden oder drohenden Beschwerden kommen können
00:11:39: und im Anschluss geht es dann auch darum, Strukturen zu schaffen für verschiedene medizinische Einrichtungen und Verfahren
00:11:49: um Kurse zu überarbeiten, zu verbessern, vorzubereiten, die mehrmals im Jahr stattfinden
00:11:56: und dann noch die soldatischen Fähigkeiten aufrecht zu erhalten.
00:12:00: Das heißt, wir machen unseren regelmäßiges Sport, es geht um Schießerhaltung,
00:12:05: es geht darum, dass wir unserer Verantwortung gerecht werden, was wir seinerzeit gemacht haben,
00:12:12: muss man auch immer irgendwie in der Lage zu erhalten.
00:12:15: Beim Bundesherr kennt man ja ein bisschen diesen Spruch von den Jagdkommandasoldaten,
00:12:19: wenn die am Montag einrücken, noch zwei Mal schlafen und es ist wieder Wochenende.
00:12:23: Franz, da ist aber die Frage, oder teilweise einmal schlafen oder auch keinmal schlafen.
00:12:28: Aber Franz, wie schaut da so ein typischer Tag, der sich vielleicht auch über mehrere Tage teilweise ziehen kann bei euch aus?
00:12:34: Also das einmal oder gar nicht schlafen ist gar nicht so weit hergeholt, wobei das ist jetzt nicht unser tägliches Boot.
00:12:40: Wir haben ein sehr, sehr großes Aufgabenspektrum unterm Strich geht es eigentlich darum,
00:12:44: dass wir unsere Leistungsbereitschaft aufrechterhalten müssen und das eigentlich durchgehend 365 Tage im Jahr.
00:12:51: Und mit Masse trainieren wir. Wir trainieren die verschiedensten Sachen, wir gehen jetzt zum Beispiel schießen,
00:12:56: wir machen sehr viel Ausbildung in unseren Verbringungsorten, das kann sein Tauchen,
00:13:02: das kann sein Fallschirmspringen, das kann sein Klettern oder alpines Bewegen.
00:13:09: Dann natürlich haben wir verschiedene Fahrzeuge, auf die wir uns ständig schulen müssen,
00:13:14: mit die wir bedienen können, verschiedene Waffensysteme oder wie von dir schon angesprochen Marcel,
00:13:20: das kann sein, dass wir am Montag nach einer kurzen Befehlsausgabe und Planungsphase
00:13:24: unseren Rucksack packen, mit einem Hubschrauber irgendwo hingeflogen werden,
00:13:27: dort eine Aktion durchführen und Ende der Woche oder vielleicht sogar erst nach zwei Wochen wieder zurückkommen.
00:13:33: Sigi, wie schaut das bei dir aus? Werden dann diese Betreuungen oder die Begleitungen von Soldaten
00:13:39: vor Einsetzen und auch nach Einsetzen intensiver oder hast du da quasi ein Grundniveau, wo du einfach die Soldaten begleitet bist?
00:13:47: Ja, das kann, muss aber nicht intensiver werden. Man kann das nicht vor oder nach dem Einsatz festmachen,
00:13:54: weil nach dem Einsatz ist vor dem Einsatz. So wie ich in der Dienst komme gehe ich in den Einsatz,
00:13:59: da ist oft keine Zeit mehr, mich auf irgendwas vorzubereiten oder irgendwas geschwind zu regeln.
00:14:05: Ich muss permanent in der Lage sein, jederzeit auf Knopfdruck sozusagen den Einsatz auszulösen
00:14:11: und darum ist es eine ständige Aufgabe, die wieder mit Vertrauen zusammenhängt.
00:14:15: Man kann das sehr schwer trennen zwischen Betreuung und Ausbildung, weil eines bewirkt das andere.
00:14:21: Wenn man gemeinsam wie du gesagt hast, unser Team fortbewegen, ein Klettersteig zum Beispiel gehen,
00:14:25: da stecken wir gemeinsam im Einstieg und hat zur Zeit zum Quatschen.
00:14:29: Da kam eine Frage, wie ist die Mama wieder gesund? Hat die Schwesterin Matura bereits gemacht?
00:14:33: Wie geht es dem kleinen Baby zu Hause? Und das ist eine laufende Aufgabe.
00:14:36: Das Vertrauen will ja verdient werden. Man kann nicht sagen und jetzt machen wir die Einsatzvorbereitung
00:14:41: und jetzt erzählst mir geschwind dein Leid zu Hause, so funktioniert es nicht. Man muss jeden Tag zeigen, ich bin dabei.
00:14:46: Ich gebe heute wieder mal das Beste, das ich geben kann und dann wird es wert sein, Vertrauen zu erhalten.
00:14:53: Wie schaut es bei dir aus Moritz? Wie oft trainiert unter Anführungszeichen man als Arzt?
00:14:58: Wie oft ist man da einerseits mit dem Team Jagdkommando unterwegs?
00:15:01: Wie oft bist du auch irgendwo im Zivilen unterwegs?
00:15:04: Fürs Training bin ich prinzipiell selbst zuständig auch für die medizinische Ausbildung zusammen mit einem Team des gesamten Verbandes.
00:15:17: Das ist das eine, wo ich den ganzen Verband kennenlerne und wo Vertrauen geschaffen werden kann.
00:15:25: Dann gibt es verschiedene Einsatzübungen, wo wir angegliedert sind als mitunter auch taktisches Element,
00:15:32: das da integriert oder eingebettet mitarbeitet.
00:15:36: Und bei den Einsätzen ist es dann noch viel mehr, wo dann einfach ein Notarzttrupp mit in den Einsatz geht
00:15:44: und dann mitten in einem Team wirksam ist.
00:15:49: Und durch den täglichen Alltag, durch die Kameradschaftspflege, ist das Vertrauen da,
00:15:54: sodass wir relativ rasch auch in verschiedenen Teams oder anderen Teams zusammenarbeiten können,
00:16:00: weil man sich kennt und sich vertrauen kann.
00:16:03: Also der Begriff des Einsatzes ist schon relativ oft gefallen.
00:16:07: Kurze Frage in die Runde, weil es uns alle erfahrene Persönlichkeiten da, wo war es hier denn schon überall in den Einsätzen?
00:16:17: Schweigende Blicke, weil keiner was sagen will.
00:16:21: Na ja, das Einsatzspektrum des Jagdkommandos ist natürlich sehr, sehr vielseitig.
00:16:26: Wir haben sehr viel verschiedene Einsätze, kein Einsatz gleicht dem anderen.
00:16:32: Und wir waren eigentlich schon so gut wie auf allen Kontinenten unterwegs.
00:16:36: Bei mir persönlich, ich habe letztes Jahr meinen 13. Einsatz hinter mich gebracht
00:16:41: und mit Masse habe ich meine Einsätze verbracht in Afrika, in Afghanistan, aber wir waren auch am Mittelmeer unterwegs.
00:16:51: Wir waren am Balkan natürlich unterwegs und sind eigentlich recht viel unterwegs und erleben viele Abenteuer.
00:16:57: Sigi, gibt es bei dir Erfahrungswerte aus dem Ausland, die du mit uns teilen magst?
00:17:02: Oder uns zumindest erzählen magst, wo du in den Einsätzen warst?
00:17:05: Ja, also mit dem Jagdkommando hat es angefangen 1999, da waren wir in Albanien.
00:17:10: Das war der erste Einsatz, weil wir die Impfungen gekriegt haben, zum Beispiel vorher,
00:17:15: dass wir wohin geflogen sind, wo niemand war vor uns, wir sind abgeseilt vom Hubschrauber.
00:17:21: Der Kommandant hat gesagt, laden, da haben wir uns ein Vier-Mann, also ein Zelt aufgebaut,
00:17:27: und gewartet was sein wird, das war zum ersten Mal in dieser Form.
00:17:30: Dann ging es weiter, ob 2002 ist Afghanistan, kommen mit den ISAF-Einsätzen, dann 2005, 2006 war zum ersten Mal im nahen Osten.
00:17:38: Hisbollah-Israel-Krieg, dann ab 2008 auch in Afrika unterwegs,
00:17:43: da der Chad-Einsatz war da ganz interessant, da haben wir zum ersten Mal wirklich gelernt,
00:17:47: in der Wüste zu operieren und uns zu recht zu finden, jeden Tag dazu zu lernen und da wiederum
00:17:54: zur Ausbildung, Auswahl, Einsatzvertrauen, alles hängt zusammen, wenn du gemeinsam mit gleich
00:17:59: wenig hinfährst und jeder hat gleich viel Hitze, Kälte, Hunger, Durst und jeden Tag schaffst ein
00:18:06: bisschen mehr wo du dich freuen kannst dran, dann entsteht das alles, dieses Band, das geschmiedet
00:18:10: wird zwischen uns. Moritz, wie war das bei dir? - Ja, das ist ein bisschen wie im Reisebüro,
00:18:18: was gibt es im Angebot, aber im Wesentlichen ist es das, Afrika, Südamerika und man kann sich vorstellen,
00:18:27: dass wir da auch die europäische Situation ganz gut beobachten und bearbeiten, aber im Wesentlichen,
00:18:35: das Wesentliche von diesen Einsätzen ist, ist doch, dass man drauf kommt, sobald man mit anderen
00:18:39: Nationen zusammenkommt, dass unsere Ausbildung sehr viel wert ist und das, was mir in meinem Einsatz
00:18:44: eingefallen ist, war, dass wir verdammt viel Respekt von anderen Nationen kriegen und das ist traurig,
00:18:51: da haben wir gesagt, da kriegt man mehr Respekt als daheim und das war das Erhebenste, warum
00:18:57: man sich eigentlich immer gerne auch für den Einsatz vorbereitet, weil man mal auch gar keine Zeit
00:19:01: hat, sich vorzubereiten, weil es relativ kurzfristig sein kann in unserem Metier, aber wenn man dann
00:19:08: sieht, was wir lernen, was wir beibringen können, was unsere Leute sozusagen an Ruhm und Ehre heim
00:19:15: bringen, dann kann man sehr stolz sein und dann ist das auch so ein Moment, wo man weiß, man ist am
00:19:20: richtigen Fleck. - Da fällt mir zum Beispiel ein, weil wir von Afghanistan gesprochen haben, dass
00:19:27: wir immer krachend gescheitert noch 20 Jahre Nation Building. Und ich habe mal einen deutschen
00:19:31: Podcast gehört, wo hochhonorige Professoren zusammengesessen sind überlegt haben, Arbeitsgruppen
00:19:38: gemacht haben, warum sind wir gescheitert mit dem Nation Building in Afghanistan, drauf kommen
00:19:42: sind sie, weil sie das europäische Modell überstolpen wollten, weil wir mit dem Anspruch, wir wissen,
00:19:47: was für euch gut ist, hinkommen sein, und natürlich haben die mit 4.000 Jahre Tradition,
00:19:52: als paar Stunden zum Beispiel andere Vorstellungen. Ich hab mir gedacht, jeder Wachtmeister,
00:19:57: der Spezialeinsatzkräfte hätte euch das sagen können, auf Knopfdruck, da braucht es kein Professor
00:20:02: und keine Arbeitskräfte. - Franz, wie war das bei dir, wo wir jetzt rückblickend die Einsätze so
00:20:07: noch mal Revue passieren lässt, was war einer der prägendsten Momente für dich? - Naja, ich glaube,
00:20:14: da gibt es nicht den prägenden Moment, es sind sehr viele Momente natürlich und meistens waren das
00:20:22: Momente, wo man ganz einfach über seine eigenen Grenzen oder an seine eigenen Grenzen herangeführt
00:20:27: wird, diese auch meistert und das sind dann diese Momente, wo man sagt, yes, das ist eigentlich
00:20:34: eine lässige und sehr coole Sache. Vor allem, wenn man das im Team macht, man hat seine Kameraden
00:20:39: dabei. Man ist in seinem Element, man erfüllt einen Auftrag und man widersteht den widrigsten
00:20:48: Bedingungen. - Wie war das für dich, wenn du in den Einsatz gegangen bist,
00:20:52: hast du dich extra nochmal mental oder auch physisch vorbereitet? - Die Einsatzvorbereitung
00:21:00: beim Jagdkommando ist eigentlich mit Masse sehr intensiv. Man ist in einer Trainingsphase,
00:21:06: Vorbereitungsphase, Planungsphase, das heißt, man ist da eigentlich sehr, sehr fokussiert auf
00:21:10: den Einsatz und das ist eigentlich für mich diese mentale Vorbereitung. Das heißt ich setz mich
00:21:17: nicht extra hin und denk drüber nach, sondern es ist eigentlich alles unter Fach und Dach,
00:21:22: man beschäftigt sich sehr viel mit dem Einsatz. - Sigi wie ist das bei dir, also wie
00:21:27: gehst du zum Beispiel als Psychologe mit diesen psychischen Belastungen oder Traumata
00:21:32: deiner Kameraden dann um? Vertraust dich du auch wem an oder wie wird das, wie verarbeitest du das?
00:21:38: - Ja, verstehe. Also im Zivilumfeld hätte ein Psychologe, Supervision zum Beispiel,
00:21:46: der ginge ja zu anderen Psychologen, das benötige ich nicht, ich hab meine Kameraden und das schon
00:21:51: sehr lange. Ich sitze dem Moriz gegenüber, wir haben, denk zurück, 1992/93 gemeinsam
00:21:58: einjährig freiwillige Ausbildung gemacht, das sind jetzt 31 Jahre. Dich kenne ich Franz
00:22:04: seit 25 Jahren, ein Vierteljahrhundert. Gleich lang wie meine Frau, übrigens kenne ich dich und das
00:22:10: ist, weil wir so lange miteinander den Weg gemeinsam gehen, weil wir halt die gleichen Werte teilen,
00:22:15: jeder von uns ist halt orientiert sich an Leistung, Kameradschaft, Fürsorge, Disziplin,
00:22:20: versucht in seinen Job sehr gut zu sein. All das bewirkt halt dieses familiäre Gefühl und
00:22:26: da braucht es nicht viel. In Albanien, da haben wir jeden Tag traurige Sachen erlebt, das sind
00:22:31: zum Beispiel, da haben wir eine Flüchtlingslage betreut, wo Kosovaren geflüchtet sind Richtung
00:22:34: Mutterland, Albanien und es war sehr heiß im Sommer und da hatten wir Paletten,
00:22:40: voll bottled water, aber alles spritziges Wasser, mit Bubbles und die alten Frauen, die haben nur
00:22:48: Brunnenwasser, gekannt seit 60, 70 Jahren und die sind verdurstet, dehydriert und tatsächlich
00:22:53: gestorben an Verdursten, neben Paletten voll Wasser sind, sinnloser geht es gar nicht mehr.
00:22:57: Und die Betreuung schaut so aus, wir sitzen gemeinsam ums Lagerfeuer, reichen den Kaffeebecher und
00:23:03: Zigarette herum, einer sagt, alles scheiße. Und der Rest, nickt nur, mehr braucht es nicht,
00:23:10: weil jeder weiß genau, der versteht, was ich meine und ich bin es los und das wurde gehört und
00:23:15: verstanden. Das ist der Grund, warum der Sigi eine Supervision braucht, weil wir, weil wir das
00:23:21: bei dem Lagerfeuer natürlich, das ist der Teaser, aber so fängt es halt an und dann kommt halt der
00:23:28: Eine und der Andere kommt dann heraus und das ist das, was der Sigi angesprochen hat,
00:23:31: dieses Schwächen zuzugeben. Wir sind alle Menschen und wir haben auch alle Ängste. Es geht
00:23:38: nur darum wie man mit der Angst umgeht und dass man seine Angst kontrollieren muss. Das
00:23:43: ist nicht, es reagiert jeder anders, wenn er das erste Mal aus dem Flugzeug rausspringt,
00:23:48: beim Fallschirm springen, aber es ist eine Kontrolle und eine Konfrontation mit Angst und das lernen
00:23:53: wir und das ist die gleiche Angst im Einsatz, wo man dann mit den Gefahren zurechtkommen muss.
00:24:00: Und da braucht es die Kameradschaft, weil das ist der engste Kreis und dann kann
00:24:05: können andere Instanzen zu Hause auch helfen, aber im Einsatz ist die Familie nicht da. Da
00:24:11: sind die Kameraden das Wichtigste. Franz, das wäre meine nächste Frage eigentlich dann gewesen
00:24:16: an dich gerichtet. Wie sind du die persönlichen Empfindungen? Wie geht es deiner Familie,
00:24:21: wenn du in den Einsätzen bist oder wenn sie wissen, dass du in Kürze in einen Einsatz gehst?
00:24:24: Ja, also ich habe das Glück, eine sehr verständnisvolle Familie zu haben und man muss dazu sagen,
00:24:30: meine Familie hat mich nicht anders kennengelernt. Das heißt, wie meine Frau kennengelernt habe,
00:24:35: also ich war schon beim Militär, ich habe schon meine Einsätze gemacht und ja, das wird
00:24:41: einfach akzeptiert, vor allem natürlich, weil meine Familie sieht, dass ich das gern mache,
00:24:45: dass ich Freude dabei habe, dass das quasi mein Leben ist, neben der Familie natürlich und darum
00:24:53: wird das eigentlich sehr, sehr gut akzeptiert. Und ich bin immer noch verheiratet.
00:24:57: Sigi du, hast vorher auch deine Frau angesprochen, wie wirkt sich oder wie wirken sich die Erfahrungen beim
00:25:02: Jagdkommando teilweise auf dein Privatleben aus? Ja, also ich bin auch noch verheiratet, damit fange
00:25:07: ich mal an. Meine Frau hat mich ebenfalls so kennengelernt, ich bin vor der Militärzeit,
00:25:12: bin ich Lastwagen gefahren, Ferngefahren, war ja schon viel unterwegs und war der Drang immer weg,
00:25:16: in Abwechslung Herausforderungen zu suchen. Mein eigener Sohn war Jagdkommando Soldat, war sechs Jahre
00:25:23: bei uns im Dienst, was meine schönste Zeit im Dienst war, diese sechs gemeinsamen Jahre.
00:25:27: Und sie sagen auch, er gibt den Stunden mehr Leben, es ist besser, als dem Leben mehr Stunden zu geben.
00:25:34: Moritz, wie war das bei dir? Hat sich durch die Erfahrungen beim Jagdkommando und auch durch deine
00:25:40: ärztliche Ausbildung, deine Sichtweise auf manche Lebensaspekte ein bisschen verändert?
00:25:44: Ja, ich habe gesehen, dass es sich immer auszahlt, die Komfortzone zu verlassen.
00:25:50: Hast du ein Beispiel für uns? Wenn man in einen Einsatz geht, wo man nicht weiß, was einen erwartet,
00:25:57: man bereitet sich vor mit den Dingen, die man antizipiert, die eintreten könnten und hat mitunter
00:26:06: ein mulmiges Gefühl, dass man kontrolliert, wenn man sagt, so, das und das und das,
00:26:11: muss vorher gecheckt und kontrolliert werden und dann geht es los. Und sobald man dann eintaucht
00:26:17: in dem Einsatz, funktioniert man und dann kommt man drauf, dass man da eine ganz hohe Lebensintensität hat.
00:26:25: Wenn man bereit ist, das Gemütliche, das Gewohnte zu verlassen und sich einer neuen Herausforderung
00:26:32: zu stellen, um den Kern seiner Arbeit zu machen.
00:26:37: Also wir haben es jetzt ein bisschen beleuchtet, wir haben das Vertrauen einerseits der Familie
00:26:41: vielleicht von zu Hause aber Franz, welche Rolle spielt das Vertrauen oder auch eben die
00:26:46: Kameradschaft beim Jagdkommando?
00:26:48: Ja, das ist relativ einfach. Also die Kameradschaft, ich würde sie sogar als Bruderschaft bezeichnen,
00:26:54: es ist die Familie und die gibt ganz einfach Sicherheit. Wenn wir uns in unserem Element
00:27:01: mit unseren Kameraden gemeinsam auf einen Einsatz vorbereiten, dann machen wir das sehr intensiv
00:27:08: und man geht dann in einen Einsatz und man fühlt sich da ganz einfach sicher, weil man genau weiß,
00:27:13: man kann sich auf den anderen verlassen.
00:27:15: Also vor kurzem haben sich ja sogar unsere Ski-Stars hier einige Team-Building-Tipps geholt,
00:27:20: sozusagen vom Jagdkommando, weil eben diese Kameradschaft und Bruderschaft so groß ist.
00:27:25: Frage an dich Sigi, wie stärkt man denn ein Teamgefüge möglichst gut?
00:27:32: Also wir haben die Erfahrung gemacht, Respekt ist der Kit, der Teams zusammenhält. Respekt
00:27:39: vor der eigenen Leistung und der Leistung des Kamerads entsteht durch gemeinsame Ausbildung,
00:27:43: durch verlassen der Komfortzone und den Schritt in die Stresszone.
00:27:48: Hunger, Durst, Hitze, Kälte, Blut Schweiß und Tränen sind die besten Lehrmeister.
00:27:52: Teams baut man nur in Entbehrung, in der Mangel-Situation, nicht im Überfluss.
00:27:58: Und wenn der Kamerad neben mir was leistet und ich seinen Respekt habe, wenn ich leiste
00:28:04: auch und habe, umgekehrt, hat er meinen Respekt.
00:28:06: Da müssen wir beide den Respekt erhalten und um Respekt vom Franz und vom Moritz nicht
00:28:10: aufs Spiel zu setzen, bin ich bereits sehr weit in die Stresszone zu gehen, weil die
00:28:14: schlimmste Angst wäre es, die Burschen oder die anderen Kameraden zu enttäuschen, im Stich zu lassen.
00:28:20: Moritz, wie ist das bei dir, was bedeutet die Kameradschaft beim Jagdkommando für dich,
00:28:24: vor allem im Vergleich auch im Hinblick ins Zivile hinaus, wo du dort mit anderen Ärzten
00:28:31: oder Medizinern zusammenarbeitest?
00:28:33: Gibt es da ähnliches?
00:28:35: Nein, das eine sind Kollegen und das andere sind Kameraden.
00:28:40: Und Kameradschaft ist nicht gemeinsam auf den Tag des Abrüstens hinzuarbeiten, sondern
00:28:45: gemeinsam Stress, Einsätze, aber irgendwie auch Abenteuer zu bestehen und in der Gemeinschaft
00:28:53: zusammenzuwachsen, sich in seinen Schwächen zu kennen und zu unterstützen.
00:28:57: Und das ist hier gegeben.
00:29:01: Und das ist das, was diesen Mythos ausmacht, weil man sich einbringen möchte, bereit ist
00:29:08: sehr viel zu opfern, um Teil dieser Gemeinschaft zu sein und das ist eine Verantwortung und
00:29:14: das ist eine große Genugtuung.
00:29:16: Also die Gemeinschaft hat einen sehr starken Zusammenhalt und Franz, gibt es da spezielle
00:29:21: Rituale oder Traditionen, die ihr dann pflegt beim Jagdkommando?
00:29:25: Ja, natürlich, da gibt es mehrere.
00:29:27: Es gibt vor allem einmal, also nach Abschluss der Ausbildung des Jagdkommandekrundkurses
00:29:33: gibt es einmal die Abzeichenverleihung.
00:29:34: Da kommen alle zusammen, man wird aufgenommen in die Jagdkommandobruderschaft.
00:29:40: Das ist eine Zeremonie, die man da vollbringen muss.
00:29:45: Das ist ein sehr würdiges Event, ein sehr prägendes Event.
00:29:49: Das hat jeder sicherlich noch im Kopf, wie das Ganze abgelaufen ist.
00:29:55: Und natürlich feiern wir ebenfalls zum Beispiel das 50 Jahre Bestehen des Jagdkommando, 60
00:30:02: Jahre Jagdkommando.
00:30:03: Und es gibt dann ebenfalls auch eine sehr lässiges Aufnahme Ritual, wenn man dann in die Kompanie
00:30:12: aufgenommen wird oder in die Task-Gruppe aufgenommen wird, das heißt nach beendeter
00:30:16: Ausbildung, wird man dann quasi in die Kompanie und in die Teams aufgenommen.
00:30:21: Und so ist unser Jagdkommando Codex.
00:30:26: Wir wissen ja, wie wir sind, wie wir es sein wollen.
00:30:28: Wir haben das formuliert und ausgedruckt, auf ein Stück Papier oder Karton, das sind jetzt halt
00:30:33: 100 Decker Zellulose.
00:30:35: Aber für uns bedeutet es sehr viel.
00:30:37: Es ist ein Werk, das ist einmal personalisiert.
00:30:40: Das heißt so steht, meine Grundprüfung, die gibt es einmal, Bundesheer, nämlich meine.
00:30:44: Und da steht, wer wir sind, wie wir es sein wollen.
00:30:46: Das fängt auch mit, wir leben und kämpfen in der Gemeinschaft und endet mit, wir
00:30:51: lassen keinen Kameraden zurück.
00:30:53: Und das sollte Visitenkarte nach innen sein, das bin ich so will ich sein und nach
00:30:58: außen.
00:30:59: Wenn du auch so bist und sein willst, dann willkommen.
00:31:02: Also da schwingt natürlich auch sehr viel von dem psychologischen Aspekt natürlich
00:31:07: mit.
00:31:08: Sigi, vielleicht Frage an dich jetzt auch als Psychologe, welche Botschaft hättest
00:31:12: du für unsere Zuhörer, aber auch für andere Soldaten, über die Bedeutung von mentaler
00:31:18: Gesundheit oder eben auch von psychischer Stärke?
00:31:21: Ich würde mal sagen, die psychische Stärke ist der Multiplayer, der körperlichen Kraft.
00:31:30: Die körperliche Kraft wäre der Kampf, die Kampfkraft sozusagen, die man hat.
00:31:34: Und ob ich sie anwenden, einsetzen kann, ob ich sie umsetzen kann, ob sie was bewirkt,
00:31:39: das ist ein Kampfwerter.
00:31:40: Das wäre die Psychologie.
00:31:41: Ich muss bereit sein, es zu wollen, es mir zuzutrauen, an meine eigenen Fähigkeiten glauben,
00:31:47: bereit sein, Fehler hinzunehmen.
00:31:49: Es wird nicht der gewinnen, der mehr austeilt sondern der mehr einstecken kann.
00:31:54: Einstecken war für mich ein bisschen das Triggerwort, weil ich das vorher schon fragen wollte
00:31:59: eigentlich aus dem medizinischen Bereich und der Versorgung.
00:32:02: Also Moritz, wenn du einen Einsatz gehen würdest, gibt es irgendwas am medizinischen Versorgung,
00:32:08: das für dich unverzichtbar ist.
00:32:09: Wenn du dran denkst, egal ob Wüste, Dschungel, Hochgebirge, was auch immer, des brauchst
00:32:14: du als Einsatzchirurg auf jeden Fall mit.
00:32:16: Das sind jetzt nicht unbedingt Dinge zum Angreifen, sondern das ist das Team, das ist
00:32:23: das Material und das ist die Ausbildung.
00:32:25: Und diese drei Dinge spielen zusammen und wenn irgend eines dieser drei Elemente schwächen hat,
00:32:31: muss das durch die anderen beiden Komponenten kompensiert werden.
00:32:35: Und das sind die Dinge, die ich im Einsatz brauche.
00:32:37: Bevor wir in die Abschlussfrage gehen, würde ich nochmal einmal kurz in die Runde fragen,
00:32:43: welcher Moment euch gezeigt hat, dass der Weg beim Jagdkommando, den ihr eingeschlagen
00:32:47: habt für euch der richtige war.
00:32:49: Franz, vielleicht fängst du an?
00:32:50: Also bei mir ist das jetzt nicht unbedingt ein Moment, das sind mehrere Momente, die mir gezeigt haben,
00:32:56: dass ich die richtige Entscheidung damals getroffen habe.
00:32:59: Es ist vor allem einmal das Privileg, mit Gleichgesinnten zu arbeiten.
00:33:02: Das ist eine ganz große Sache für mich.
00:33:05: Es ist natürlich diese Kameradschaft oder schon angesprochene Bruderschaft.
00:33:09: Es ist natürlich auch die Einsätze.
00:33:11: Es ist vor allem die hohe Akzeptanz im internationalen Umfeld, wenn man in den Einsätzen ist,
00:33:15: das gute Feedback, das wir kriegen, das uns zeigt.
00:33:18: Wir sind gut, wir arbeiten gut, wir machen alles richtig und wir brauchen uns absolut
00:33:22: nicht verstecken.
00:33:23: Und es ist natürlich der Fakt, dass ich jeden Tag aufstehe und mit Freude in die Arbeit gehe.
00:33:28: Sigi ist das bei dir also?
00:33:30: Ja, aber ich habe ein Ereignis, das für mich ein Initiationsritus war,
00:33:37: das ich hier erzählen kann.
00:33:39: Das war bei Atom Alba 1999.
00:33:41: Wir haben viel Stress gehabt und ich war in der Lage, einen kameradschaftlichen Beweis
00:33:47: abzuliefern und Loyalität zu demonstrieren.
00:33:51: Und da habe ich dann von einem sehr anerkannten Unteroffizier, der mittlerweile in Pensionen ist quasi die Hand
00:33:57: gereicht bekommen, und er hat gemeint wenn du willst, jetzt kannst du dazu gehören.
00:34:00: Wie war das bei dir, Moritz?
00:34:03: Ich bin dahinein gewachsen und ich habe, und es ist, jeder Tag macht einen Unterschied,
00:34:14: was man bereit ist zu leisten, um sein Umfeld, seinen Arbeitsbereich, seine kleine
00:34:20: Welt ein bisschen besser zu machen.
00:34:21: Und das ist das, was uns weiterbringt und was den Verband auch herausstehend macht.
00:34:28: Und das ist die Gewissheit, warum man da, wo man ist, richtig ist.
00:34:34: Also ich kann die Antwort auf die Frage jetzt schon erahnen, aber ich stelle sie trotzdem,
00:34:38: weil wir haben sehr viel von Verzicht gehört, von persönlicher Komfortzone verlassen, von
00:34:43: allen möglichen.
00:34:44: Aber würde ihr das wieder machen?
00:34:46: Unbedingt absolut, ja.
00:34:48: Ohne zu zögern.
00:34:50: Dann würde ich sagen, ich bedanke mich für eure Zeit, für die spannenden Einblicke und
00:34:55: für euch.
00:34:56: Und ich freue mich schon, wenn ihr das nächste Mal wieder heerhört.
00:34:59: Das war Heergehört, der Bundesheer-Podcast.
00:35:08: Weitere Infos findet ihr in den Show-Notes.
00:35:12:
00:35:14:
Joe Hörer
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