#5 - Kampf dem Hochwasser

Shownotes

In dieser Sondersendung spricht Ute Axmann mit Oberst Georg Härtinger, dem neuen Militärkommandanten von Niederösterreich, und Wachtmeister Lukas Prier über den Hochwassereinsatz in Niederösterreich.

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Transkript anzeigen

00:00:00: In dieser ersten Phase geht es ja um Menschenrettung, um schnell helfen zu können.

00:00:05: Schrecklich, also teilweise, wenn man da mit den Leuten auch noch redet, ist es richtig

00:00:10: schlimm zu erfahren, wie es denen geht, was sie alles verloren haben.

00:00:13: In der Krise muss man im Prinzip alle Leute kennen, da gibt es dieses Sprichwort der 3K,

00:00:20: in der Krise die Köpfe kennen.

00:00:21: Und da ist dann einfach schön auch, den Leuten dann helfen zu können, um denen zumindest

00:00:27: ein bisschen wieder Hoffnung zu geben.

00:00:29: Die schweren Hubschrauber, die hat nur das Bundesheer, das heißt wir können das machen,

00:00:33: das können andere in Österreich nicht.

00:00:34: HEERgehört - der Bundesheer-Podcast.

00:00:41: 300 Tonnen Sandsäcke und Big Bags.

00:00:48: 30 Menschen, die per Hubschrauber in letzter Sekunde vor den Wassermassen gerettet wurden.

00:00:53: Das Bundesheer hatte in den vergangenen Tagen alle Hände voll zu tun, um der Bevölkerung

00:00:58: in der Hochwasserkatastrophe zu helfen.

00:01:00: Doch wie funktioniert so ein Einsatz?

00:01:02: Hallo und herzlich willkommen zu einer Sonderausgabe von HEERgehört.

00:01:07: Schön, dass ihr heute wieder dabei seid und zuhört.

00:01:10: Mein Name ist Ute Axmann und diesmal spreche ich mit dem neuen Militärkommandanten von

00:01:14: Niederösterreich, Oberst Georg Härtinger und Herrn Wachtmeister Lukas Prier, der gerade

00:01:19: vom Hochwassereinsatz kommt und über seine Erfahrungen berichten wird.

00:01:23: Danke, dass Sie beide heute zum Gespräch gekommen sind.

00:01:25: Herr Oberst.

00:01:26: Wir kennen die dramatischen Bilder, die in den verschiedensten Medien verbreitet werden.

00:01:32: Wie hat das Bundesheer geholfen?

00:01:33: Was haben die Soldatinnen und Soldaten alles gemacht?

00:01:36: Wir haben also am Sonntag bereits begonnen, nachdem die ersten Informationen, die Bilder

00:01:41: uns auch ereilt haben, sofort den Einsatzstab des Bundeslandes zu unterstützen.

00:01:47: Dazu war vorerst einmal eine Alarmierung der niederösterreichischen Kräfte erforderlich,

00:01:52: zusätzlich dazu die Luftstreitkräfte.

00:01:54: Und dann in dieser ersten Phase geht es ja um Menschenrettung, um schnell helfen zu

00:01:58: können.

00:01:59: Das bedeutet, das Militärkommando entsendet in jede Bezirkshauptmannschaft, die betroffen

00:02:03: ist, einen Verbindungsoffizier.

00:02:05: Denn dort treten die Einsatzstäbe zusammen und dort kommt im Wesentlichen die Information

00:02:10: herein, wo Hilfe benötigt wird.

00:02:12: Aufgrund der Größe dieses Ereignisses, es ist ja das gesamte Bundesland betroffen,

00:02:18: hat auch das Land einen Einsatzstab gebildet und die Bezirkshauptmannschaften führen

00:02:23: ihre Bedarfe dorthin zusammen.

00:02:25: Und dort wird sozusagen priorisiert, wo ist tatsächlich ein unmittelbarer Bedarf gegeben.

00:02:32: Und das Militärkommando hat von dort aus diese Informationen erhalten und dann eben

00:02:37: Hubschrauber entsandt zur Rettung mit dem Hubschrauber, mit einer Winde oder direkt

00:02:43: aus dem Wasser raus.

00:02:45: Soldaten zur Absicherung oder zur Unterstützung mit den Sandsäcken, mit Bigbags, heranführen

00:02:51: von [...] oder Bigbacks aus anderen Bereichen.

00:02:54: Und Herr Wachtmeister, wo waren Sie im Einsatz?

00:02:58: Zurzeit im eigenen Raum Zwölfaxing.

00:03:00: Dort haben wir in Himberg ausgeholen und in Zwölfaxing selber auch.

00:03:05: Und gestern waren wir in Markersdorf, Nähe St.

00:03:08: Pölten unterwegs.

00:03:09: In Himberg und in Zwölfaxing haben wir Präventivmaßnahmen getroffen, das heißt mit Bigbacks gearbeitet

00:03:16: und mit den Grundwehrdienern, die jetzt in ihrer dritten Ausbildungswoche sind, mit Sandsäcke

00:03:20: schlichten, dort nachgeholfen, dass das Hochwasser nicht zu den Häusern näher

00:03:26: kommt, dass wir da eine Absicherung haben.

00:03:28: Und in Himberg genau das Gleiche.

00:03:32: Und gestern war dann in St.

00:03:34: Pölton Nähe nur noch die betroffenen Häuser, die schon ausgepumpt worden sind, die schon

00:03:40: leer waren, z.B. im Keller unten, den Bewohnern helfen, die sich selbst alleine nicht helfen

00:03:46: konnten, ältere Menschen, die keine Kinder hatten oder einen älteren Herrn gab es, der

00:03:52: komplett alleine war, der nur einen zweiten Freund hatte und sonst auch niemanden.

00:03:55: Und dort waren wir dann zur Stelle und haben den Keller für die ausgeräumt bzw. das

00:03:59: Haus alles, was nicht dazu gebrauchen war, was sehr sperrig ist und was man alleine nicht

00:04:03: heben kann, dort geholfen.

00:04:04: Sie haben gerade Bigbags erwähnt.

00:04:07: Wie sehen die aus?

00:04:08: Was ist das genau?

00:04:09: Das ist ein riesengroßer Sack, der ca. 1.000 Kilogramm fasst und der ist komplett mit Sand gefüllt.

00:04:17: Das ist ca.

00:04:18: 1 m, also 1 Kubikmeter groß und der war halb gefüllt dort, wo wir waren.

00:04:24: Und der wird meistens mit einem Gabelstabler von A nach B transportiert und wir helfen

00:04:29: mit den Sandsäcken nach, weil mit Menschen kann man den, also braucht man mehr als was

00:04:33: gut ist, um den zu heben.

00:04:35: Der ist zu schwer, der ist zu schwer.

00:04:37: Herr Oberst, wie kommt das Bundesheer eigentlich zu so einem Katastrophen-Einsatz?

00:04:42: Wer fordert da wen an?

00:04:44: Also man muss die Kette ungefähr so vorstellen, der Bürger hat einen Schaden, der meldet

00:04:50: das an die Gemeinde, bei einem derartig großen Schadensereignis bildet auch die Gemeinde

00:04:54: einen Einsatzstab und bringt vorerst einmal die eigenen Elemente zur Hilfe in den Einsatz.

00:05:01: Das ist mit Masse die Feuerwehr, aber in einer Gemeinde auch der Bauhof.

00:05:04: Wenn das nicht ausreicht, wenn das Ereignis zu groß ist, dann wird das weitergemeldet an

00:05:10: die Bezirkshauptmannschaft und versucht innerhalb des Bezirks zu unterstützen, zum

00:05:14: Beispiel Feuerwehr aus einer anderen Gemeinde, die nicht betroffen ist oder weniger betroffen

00:05:17: ist.

00:05:18: Das Gleiche gibt es dann auch auf der Landesebene und erst wenn das Land sagt, es gibt keine

00:05:23: Möglichkeiten mehr auch aus einem anderen Bundesland zu unterstützen, dann wird die Anforderung,

00:05:28: geht die Anforderung an das Bundesheer in Form eines Assistenzeinsatzes.

00:05:31: Das kann jetzt sein aufgrund der Größe oder des Umfangs der Unterstützungsleistung, der

00:05:37: erforderlich ist oder der Spezialisierung.

00:05:39: Wenn man an diese Bigbag-Geschichte denkt, die wir gerade besprochen haben, der Hubschrauber

00:05:44: verbringt das. Die schweren Hubschrauber, die hat nur das Bundesheer, das heißt wir können

00:05:49: das machen, das können andere in Österreich nicht.

00:05:51: Und welche Rolle hat dabei das Militärkommando?

00:05:54: Das Militärkommando ist sozusagen die Steuerungsstelle im Land.

00:05:59: Das ist genau die Ansprechstelle für den Landesführungsstab.

00:06:02: Das ist aber auch die Ansprechstelle für die Bezirkshauptmannschaften.

00:06:05: Wir koordinieren sozusagen den Bedarf, wir priorisieren den Bedarf und geben diesen dann

00:06:12: in Form eines Auftrags an die in Niederösterreich dislozierten Kräfte, die im Einsatz stehen,

00:06:17: dann weiter.

00:06:18: Und im Bereich der Luft schaut es so aus, dass wir zwar mit der Luft in Verbindung stehen,

00:06:22: hier ist es aber so, dass der Landesführungsstab auch einen direkten Kontakt zu den Luftstreitkräften

00:06:27: hat und die Luftfahrzeuge, die Hubschrauber selbst koordiniert.

00:06:31: Herr Wachtmeister, Sie sind Berufssoldat.

00:06:34: Wie kommt man dann zu diesen Berufssoldaten, die dann mithelfen?

00:06:37: Das ist bei uns im Prinzip für jeglichen Einsatz eigentlich das gleiche Prozedere.

00:06:44: Wir haben eine Möglichkeit der Alarmierung aller Truppen.

00:06:47: Das heißt, über ein sogenanntes Diensthabenden-System in den einzelnen Garnisonen werden die Kommandanten

00:06:54: informiert.

00:06:55: Und dann kann man sich das so wie in einem Schneeball-System vorstellen.

00:06:58: Die Kommandanten rufen ihre Kompaniekommandanten an, die dann ihre Zugskommandanten an.

00:07:02: Und so wird jeder irgendwie telefonisch erreicht oder versucht telefonisch zu erreichen.

00:07:08: Und nach einem gewissen Zeitfaktor, der hier vorgegeben ist, rücken die Leute dann ein

00:07:14: in die Kaserne.

00:07:15: Aufgrund dieses Einsatzes formieren sie dann Züge meistens, also so ungefähr 30 Soldaten,

00:07:24: rüsten die Fahrzeuge aus mit dem, was man für so einen Einsatz braucht.

00:07:27: Also Schaufeln, Sandsäcke, Gummistiefeln, also all das, was halt dazu notwendig ist.

00:07:33: Und dann warten sie eigentlich, melden die Einsatzbereitschaft und das Militärkommando

00:07:38: ruft dann konkret diese Elemente nach ihrer Verfügbarkeit ab.

00:07:42: Das heißt, zuerst werden die Soldaten und Soldatinnen aufgerufen, da mit zu arbeiten,

00:07:49: die im eigenen Bundesland sind.

00:07:51: Im eigenen Bundesland.

00:07:52: Ja, und wenn man mehr braucht?

00:07:53: Das schaut so aus, wir haben ja ein permanentes Lagezentrum in der Direktion 1

00:07:59: in Graz, das im Betrieb ist.

00:08:01: Dort wird sozusagen das mitverfolgt, wie sich diese Entwicklung darstellt.

00:08:07: Und während das Militärkommando im eigenen Bundesland seine Kräfte einsetzt, werden dort

00:08:12: andere Kräfte, die in restlichen Bundesländern verfügbar sind, erhoben, ebenfalls in einen

00:08:17: gewissen Bereitschaftsgrad versetzt und dann diese Unterstützung zugeführt.

00:08:22: Und konkret betrifft das jetzt Pioniere, zuerst waren es Pioniere aus Salzburg, die bereits

00:08:29: bei uns eingetroffen sind.

00:08:30: Jetzt kommen Pioniere aus Kärnten herauf, beziehungsweise auch Miliz aus der Steiermark,

00:08:37: die eben aufgrund der Spezialisierung in diesem Einsatz uns unterstützen.

00:08:41: Herr Wachtmeister Prier, das ist Ihr erster Hochwasser-Einsatz?

00:08:45: Ja, das ist mein erster Hochwasser-Einsatz.

00:08:47: Und wie geht es Ihnen jetzt?

00:08:48: Sie sind ja gerade vom Einsatz gekommen und werden dann nach diesem Gespräch wieder in

00:08:51: den Einsatz fahren.

00:08:52: Und wie geht es Ihnen jetzt?

00:08:53: Jetzt zurzeit relativ gut.

00:08:57: Davor habe ich eben den Wege hierher gehabt, ein bisschen Zeit zum Entspannen, während dem Fahren.

00:09:02: Ja, wenn Sie die Leute so sehen dort, was geht Ihnen da durch den Kopf?

00:09:09: Das ist schrecklich.

00:09:10: Also teilweise, wenn man da mit den Leuten auch noch redet, ist es richtig schlimm zu

00:09:14: erfahren, wie es ihnen geht, was sie alles verloren haben, was sie jetzt nicht mehr können.

00:09:18: Autos verloren, Fahrräder verloren, weggeschwemmt oder E-Fahrräder einfach alles kaputt.

00:09:24: Und bei älteren Menschen, die können dann nicht mehr zu Fuß oder gescheit gehen.

00:09:29: Die kommen zu keiner Nahrung mehr, das Wasser oder sämtliche Nahrungsmittel, die im Keller

00:09:33: gelagert waren, wo der Keller teilweise noch Unterwasser steht, wo sie nicht hinkommen

00:09:38: oder alles kaputt ist.

00:09:39: Und da ist dann einfach schön auch, den Leuten dann helfen zu können.

00:09:44: Und denen zumindest ein bisschen wieder Hoffnung zu geben, die meinen, das ist alles verloren.

00:09:49: Mit 80 Jahren da, das ganze Haus, Eigentum, also wo alles im Arsch ist.

00:09:54: Und das wir dann wieder quasi die Hoffnung zum Schimmern bringen bei den

00:09:58: Leuten ist eigentlich echt schön, dann auch zu sehen. Auch wenn das helfen bei einer Katastrophe

00:10:04: jetzt nicht die Hauptaufgabe eines Unteroffiziers ist, erfüllt Sie das aber dann trotzdem mit

00:10:09: Befriedigung, dass Sie da was helfen können? Das auf jeden Fall die Alarmierung am Sonntag,

00:10:13: dann in der Früh aufgestanden, gleich in die Kaserne gefahren, hergerichtet, alles mögliche

00:10:18: unternommen, dass wenn es kommt, wir brauchen jetzt sofort Hilfe, dass wir gleich die Kaserne

00:10:22: verlassen können und losfahren können und den Leuten helfen, die uns brauchen, natürlich

00:10:27: anderen Menschen zu helfen ist hervorragend, das erfreut einen immer, vor allem wenn man dann noch so

00:10:31: viel zurück kriegt von denen. Und mit wie vielen Leuten arbeiten sie da zusammen so im Schnitt?

00:10:36: Normalerweise mit einer Jägergruppe, zurzeit habe ich zwei Ausfälle, weil die nicht heben

00:10:41: können. Also mit sechs, beziehungsweise ein Zugskommandant teilt die Gruppen dann jeweils so

00:10:47: ein, wo halt mehr zu tun ist bei einem Haus, der kriegt halt mehr Leute, das heißt um die zehn.

00:10:51: Und da ist jetzt nicht so viel zu tun, beziehungsweise kommt man mit acht Mann nicht schnell weiter,

00:10:56: deswegen gibt man da halt nur sechs oder fünf hin. Und das variiert also dementsprechend

00:11:01: zwischen sechs und zehn Leuten, die ich dann befehligen darf.

00:11:04: Und wie geht es denn Kameraden dann dabei, bei diesem Einsatz?

00:11:09: Die Grundwehrdiener teilweise halt erschöpft komplett, teilweise wenig Schlaf, von in der

00:11:16: Früh gleich auf die Nacht durchschöpfen, das heißt entweder Schaufel heben oder Sachen tragen,

00:11:21: da merkt man schon die Erschöpfung teilweise, aber man merkt auch, dass die auch ein bisschen

00:11:26: Erfüllung daran finden den Leuten zu helfen. Und wenn man mit denen dann drüber spricht,

00:11:32: dass denen das auch gut tut und schön, dass sie was unternehmen können und nicht auch nur daheim

00:11:38: sitzen, weil teilweise kommen sie auch von Hochwassergebieten und der hat dort keine

00:11:43: Möglichkeit zu helfen. Und jetzt sind sie bei uns.

00:11:46: Und jetzt haben sie auch eine Möglichkeit zum helfen?

00:11:48: Genau, jetzt haben sie eine Möglichkeit und Kraft, bzw. viele Hände schnelles Ende

00:11:52: dort helfen zu können.

00:11:53: Oft heißt es ja auch, Herr Oberst, dass man Helfern helfen muss.

00:11:59: Gibt es diese Möglichkeit beim Bundesheer auch?

00:12:00: Natürlich, wir unterstützen uns auch gegenseitig.

00:12:05: Wobei gerade geht es ja hier um die Zusammenarbeit mit allen Blaulichtorganisationen.

00:12:11: In Niederösterreich gibt es die sogenannte Blaulicht-Familie.

00:12:13: Wir kennen einander, ich habe es schon öfters angesprochen, in der Krise muss man im Prinzip

00:12:23: alle Leute kennen. Da gibt es dieses Sprichwort der 3K: In der Krise die Köpfe kennen.

00:12:28: Und damit es reibungslos funktioniert, müssen wir das in Wahrheit eigentlich schon vorher

00:12:32: gemacht haben. Also man muss vorher ein gutes Netzwerk haben, gute Beziehungen.

00:12:36: Und dann funktioniert genau das, dass man sich gegenseitig unterstützt, reibungslos.

00:12:40: Gibt es auch gemeinsame Übungen?

00:12:42: Wir üben auch gemeinsam, natürlich. Das ist abhängig von der Situation.

00:12:51: Aber es gibt ja einen Bundesübungskalender, wo Übungen vorgegeben sind, die in Niederösterreich

00:12:56: stattfinden, die im Vorhinein sozusagen festgelegt sind.

00:13:01: Wo zum Beispiel an Schutzobjekten gemeinsam geübt wird.

00:13:03: Das gibt es routinemäßig mit allen Blaulichtorganisationen.

00:13:07: Was ich aber vorher noch sagen wollte, ist diese gegenseitige Unterstützung. Auch das

00:13:11: Militärkommando selbst war ja von Hochwasser betroffen.

00:13:14: Und da ist es halt schon so, dass wir im Rahmen der Dienstenteilung das so regeln, dass auch

00:13:22: die eigenen Personen selbst in den Genuss kommen, selbst quasi ausräumen zu können,

00:13:29: weil das auch notwendig ist im Sinne der Zusammenarbeit mit den eigenen Mitarbeitern,

00:13:33: Mitarbeiterinnen.

00:13:34: Wenn man jetzt so einen Einsatz blickt, sie sind beide Berufssoldaten, kann man auch

00:13:41: etwas für den militärischen Zweck ableiten?

00:13:45: Gibt es Erfahrungen, die sie bei den Hochwassereinsätzen machen, die sie auch für die Landesverteidigung

00:13:50: brauchen?

00:13:51: Also ich nehme hier die Pioniertruppe.

00:13:55: Die Pioniertruppe hat ein sehr breites Spektrum an Tätigkeiten.

00:14:01: Wir setzen zum Beispiel im Rahmen von Verklausungen den Pionierpanzer ein, um hier Material mit

00:14:11: Masse sind es ja Hölzer, Bäume oder anderes Material aus dem Fluss herauszubringen.

00:14:16: Im Wesentlichen ist es eigentlich was Ähnliches oder vergleichbare Tätigkeit wie eine Bergung

00:14:21: eines anderen Elements auf einem Gefechtsfeld oder Herstellen von Bewegungslinien, wieder

00:14:28: freimachen einer Straße nach einer Vermuhrung durch Absicherung möglicherweise mit einer

00:14:34: Krainerwand.

00:14:35: Das sind also klassisch Pioniertätigkeiten, die im Einsatz die gleichen sind wie auch im

00:14:40: Rahmen dieser Umweltkatastrophe, mit der wir es hier zu tun haben.

00:14:46: In anderen Bereichen ist es wahrscheinlich etwas schwieriger, aber ich sage mal, Sandsäcke

00:14:52: ordnungsgemäß aufzubauen, um damit eine Stellung zu bauen, entspricht eigentlich den gleichen

00:14:57: Grundsätzen, wie man einen Damm baut.

00:15:00: Also so gesehen kann man auch das hier anwenden und herleiten.

00:15:03: Sie haben eine Krainerwand erwähnt, das ist ja etwas zur Hangabstützung.

00:15:08: Das dient zur Hangabstützung, also im Wesentlichen verwendet man es dort, wo ein Erdrutsch war.

00:15:15: Nachdem der beseitigt ist, zur Stabilisierung eines derartigen Hanges, kann man so etwas

00:15:22: einbauen.

00:15:23: Es ist im Prinzip eine Stütze, die es ermöglicht, dass Wasser durch diese Sicherungsmaßnahme

00:15:28: durchrinnen kann und trotzdem die Stabilität eines rutschenden Hangs gewährleistet werden

00:15:34: kann.

00:15:35: Herr Wachtmeister, Sie haben vorhin gesagt, dass da Sandsäcke befüllt werden von den

00:15:39: Rekruten.

00:15:40: Wie fühlt man richtig einen Sandsack?

00:15:42: Gibt es deine Anleitung dazu oder macht das jeder so, wie er glaubt?

00:15:45: Na also, man nimmt den Sandsack und füllt ihn bis zu einem Drittel auf, danach macht

00:15:49: man den zu und danach am besten Fall am Boden hinschmeißen, dass sich die Erde, die

00:15:53: drin ist oder Sand gleichmäßig verteilt und so am besten abdichten kann

00:15:58: bzw. am stabilsten ist, wenn man jetzt vom Stellungsbau aus geht.

00:16:01: Und wichtig ist, dass keine Steine oder sämtliche Sachen drin sind, sonst können die Sandsäcke

00:16:06: reißen bzw. wenn man das dann als Stellung benutzt und die Ellbogen z.B. drauf gibt,

00:16:11: dass man sich dann Verletzungen holen kann.

00:16:15: Und was nehmen Sie als persönliche Erfahrung mit aus diesem Einsatz?

00:16:19: Was ich so davor noch nicht erlebt habe, was auch schön zu sehen war, die Kooperation

00:16:24: mit der Feuerwehr, die sind dort auch die ganze Zeit vor Ort.

00:16:29: Mit denen arbeiten wir viel zusammen, treffen wir Absprachen, der Keller ist leer oder

00:16:34: ausgepumpt, jetzt können wir dort hingehen, das Hochwasser steigt bzw. das Grundwasser

00:16:38: steigt wieder, dann wieder Wechsel mit der Feuerwehr oder wir kriegen von der Feuerwehr,

00:16:43: die den Einsatz eigentlich leitet vor Ort,

00:16:45: Häuser zugeschrieben, passt da ist ausgepumpt, die gehören ausgeräumt.

00:16:49: Die Leute brauchen Hilfe, das hat Priorität und wir fügen uns dann einfach nur dem nach

00:16:56: und hinterfragen nichts und arbeiten dann eigentlich relativ gut zusammen.

00:17:01: Jeder arbeitet dem anderen auch zu, braucht der Hilfe kommen wir und umgekehrt genauso.

00:17:07: Jetzt nicht nur beim Einsatz, beim Zugreifen, sondern auch der Zwecks Verpflegung, wegen

00:17:13: Essen trinken, kriegen wir von der Feuerwehr genauso, wie von den eigenen Leuten natürlich

00:17:17: auch.

00:17:18: Das heißt, für Versorgung ist immer gesorgt, das ist immer herrlich.

00:17:21: Ja, das ist auf jeden Fall wichtig.

00:17:23: Das heißt, es gibt Kameradschaft über die verschiedenen Einsatzorganisationen hinweg.

00:17:27: Genau, man versteht sich auch eigentlich von Anfang an relativ gut.

00:17:30: Wenn man mit den anderen redet, niemand ist negativ, alle freuen sich, dass wir da sind

00:17:37: oder umgekehrt genauso, da ist eigentlich relativ jede Erfahrung positiv.

00:17:42: Das ist schön zu hören.

00:17:44: Herr Oberst, Sie sind ja der neue Militärkommandant von Niederösterreich.

00:17:47: Experten sagen, dass es in Zukunft durch den Klimawandel immer häufiger zu solchen Katastrophen

00:17:52: leider kommen wird.

00:17:53: Wie bereiten Sie sich da persönlich darauf vor?

00:17:56: Also, das Militärkommando selber bildet einen Einsatzstab und wir im Militärkommando haben

00:18:04: mit diesem Einsatzstab, mit dieser Bildung sehr viel Erfahrung.

00:18:08: Wir nehmen aus jedem Einsatz sozusagen "Lessons learned" mit.

00:18:12: Wir schauen uns ganz genau an, was funktioniert und was funktioniert nicht und versuchen,

00:18:16: das jedes Mal im Nachhinein zu optimieren und das werden wir auch diesmal wieder so machen.

00:18:21: Wir haben bereits Kleinigkeiten festgestellt, mit Masse sind es nur Kleinigkeiten, die aber

00:18:27: im Gesamtablauf dann trotzdem adaptiert und verbessert werden müssen.

00:18:31: Das ist so wie ein Stein im Getriebe.

00:18:33: Also, das gehört einfach heraus.

00:18:34: Das ist  die eine Geschichte und persönlich, es ist für mich nicht unbedingt etwas ganz

00:18:43: Neues, auch wenn ich eine andere Funktion jetzt habe, ich war jahrelang Einsatzleiter

00:18:47: von so Einsatzstäben auf Ebene einer Brigade.

00:18:50: Mir ist daher schon bekannt, wie das insgesamt funktioniert und passe da glaube ich ganz

00:18:55: gut hinein.

00:18:56: Und welche Aufgaben stehen jetzt noch an?

00:18:59: Herr Wachtmeister?

00:19:00: Wir sind jetzt noch unterwegs in St. Pölten.

00:19:04: Das wird den nächsten Tag auch unser Haupteinsatzgebiet, weil da extrem viele Leute, extrem viele

00:19:08: Menschen unsere Hilfe brauchen und das wird sich nächsten Tage sich noch ziehen und solange

00:19:14: wir noch die Grundwehrdiener haben, die haben wir die und die nächste Woche noch, da werden wir schauen, dass wir

00:19:18: die noch so gut wie möglich nutzen, solange sie noch bei uns sind und in den Einsatz haben.

00:19:23: Ja, dann will ich sie nicht mehr länger aufhalten.

00:19:29: Vielen Dank, dass Sie jetzt hergekommen sind für dieses Gespräch.

00:19:32: Sie müssen beide wieder in den Einsatz.

00:19:34: Vielen Dank fürs Kommen.

00:19:35: Vielen Dank fürs Zuhören und hört auch das nächste Mal wieder HEER.

00:19:40: Das war HEERgehört, der Bundesheer-Podcast.

00:19:48: Weitere Infos findet ihr in den Shownotes.

00:19:52:

00:19:54:

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