#35 - Mentale Rüstung II: Militärseelsorge im Auslandseinsatz
Shownotes
- Warum gibt es Militärseelsorge im Auslandseinsatz?
- Wie kann ein Seelsorger seine Kameraden nach einem Raketeneinschlag unterstützen?
- Wann geht man zum Militärpfarrer, wann zum Psychologen?
- Und wie wird Weihnachten im Auslandseinsatz gefeiert? Pfarrer in Uniform: In der letzten Folge des Jahres spricht Ute Axmann mit dem evangelischen Militärpfarrer Gregor Schwimbersky über Militärseelsorge im Auslandseinsatz. Er erzählt davon, wie sich die Seelsorge im Ausland von der im Inland unterscheidet und was Menschen dazu bewegt, das Gespräch zu suchen.
Die nächste Folge erscheint am 9. Jänner 2026.
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Transkript anzeigen
00:00:03: Auch der Staat weiß um die Wichtigkeit, dass man sich um die seelende Psyche das Menschen kümmert.
00:00:13: Also das erste Mal von zuhause weg.
00:00:15: Das erste Mal aber wirklich weit weg von zuhause.
00:00:17: Also sind ja mehrere Tausend Kilometer oder zweieinhalb Tausend Kilometer bis in den Libanon.
00:00:25: Seelsorge passiert ja ganz stark so zwischen Tür und Ankel an Orten, die halt beiläufig sind.
00:00:35: Das hat ja einen Raketen-Einschlag gegeben bei uns, da waren sechs Soldaten und Soldatinnen betroffen.
00:00:48: Herr gehört der Bundesjahr-Podcast.
00:00:51: Wie fühlt man sich, wenn man seit Stunden im Bunker sitzt und einem die Raketen über den Kopf fliegen?
00:00:57: Mit wem kann man im Vertrauen sprechen, wenn man im Außenseinsatz fernder Heimat von Familienproblemen erfährt?
00:01:03: Und was macht der Pfarrer in Uniform?
00:01:06: Hallo und herzlich willkommen zu einer weiteren Folge von Heer gehört.
00:01:10: Mein Name ist Ute Aksmann und ich freue mich, dass ihr wieder zuhört, wo immer ihr gerade auch seid.
00:01:16: Heute spreche ich mit dem Militärpfarrer Magister Gregor Schwimberski.
00:01:20: Er ist vor wenigen Tagen aus dem Libanon zurückgekehrt, wo er wie schon öfter Soldaten und Soldatinnen betreut hat.
00:01:26: Hallo, danke fürs Kommen.
00:01:28: Herzlichen Dank für die Einladung.
00:01:30: Es freut mich, dass ich zu Gast sein darf.
00:01:32: Wie sind Sie eigentlich dazu gekommen, Militärpfarrer zu werden?
00:01:36: Das hat sich ergeben, der Superindent von Niederösterreich, ein Freund von uns, bei uns im Wohnzimmer gesessen ist und gesagt hat, die Militärpfaststelle in Niederösterreich ist schon so lange vakant.
00:01:50: Und da habe ich mir dann überlegt, das wäre was für mich.
00:01:53: Da mein Großvater Offizier war, habe ich schon in jungen Jahren Kontakt Militär gehabt, also keine Angst vor Militär.
00:02:03: Und so habe ich mich... Interessiert dafür.
00:02:06: Es hat sich dann ergeben, dass mein Kollege Michael Lattinger nach Niederösterreich gegangen ist und ich seine Position in Wien übernommen habe, was noch besser gebast hat, da ich nach dem Studium Assistenten auf der Uni war und jetzt das Ethik-Institut leite und stellvertretender Superintendent bin, also die Leitungfunktion, hätte mich interessiert und hat dann gut gebast und habe nach fünfzehn Jahren Gemeindedienst.
00:02:35: den Dienstgeber gewechselt und bin zum Militär gegangen.
00:02:39: Sie gehören ja zur evangelischen Militärsellsorge.
00:02:42: Warum braucht man überhaupt eine Militärsellsorge?
00:02:45: Ich denke, da gibt es zwei Dimensionen.
00:02:48: Also einerseits die menschliche, andererseits die Dimensionen des Dienstgebers.
00:02:54: Militärsellsorge kümmert sich um die Menschen, um die Anlegen, um die seelische und psychische Gesundheit und Verfasstheit der Kameraden und Kameradinnen.
00:03:05: versucht, Menschen zu begleiten.
00:03:08: In all ihren schönen und auch schwierigen Lebenssituationen.
00:03:12: Für den Dienstgeber ist Militärseesorge dahingehend wichtig, dass man die Auftragserfüllung und die Dienstfähigkeit erhält.
00:03:20: Das ist natürlich das Interesse des Dienstgebers.
00:03:22: Da kann man dann fragen, ist jetzt die Kirche willfähriger Leister für das Militär?
00:03:32: polemisch machen will, dann könnte man das tun.
00:03:34: Aber es ist ja ein Gewinn für alle.
00:03:38: Also der Gesetzgeber im Bundesgesetz, dass er eigentlich verankert, dass er in all seinen Institutionen sich um die Seele der Menschen kümmert.
00:03:49: Also es gibt Gefängnisseisorge, es sollte eigentlich Militärseisorge geben, die relativ dünn besetzt ist.
00:03:55: Es gibt in allen Krankenhäusern Seisorge, also auch der Staat weiß, um die Wichtigkeit, dass man sich um die seelende Psyche das Menschen kümmert.
00:04:06: Und da ist Militär aus der geschichtlichen Situation halt die Institution des Staates, wo das am längsten verankert ist.
00:04:14: Das Bundesheer ist ja der Spiegel der Gesellschaft.
00:04:17: Daher gibt es ja auch mehrere Religionen beim Bundesheer.
00:04:21: Wie sieht das bei der Militärsellsorge aus?
00:04:23: Wie viele Arten gibt es da?
00:04:25: Im österreichischen Bundesheer gibt es... sechs verschiedene Militärseesorge.
00:04:29: Die katholische und die evangelische Militärseesorge ist der geschichtlichen Begebenheit innerhalb des Militärs organisiert.
00:04:39: und es gibt vier weitere Seesorgen, die von außen ihren Dienst im Militär leisten.
00:04:44: Das ist die orthodoxe Militärseesorge, die jüdische Militärseesorge, die islamische Militärseesorge und die allivitische Militärseesorge.
00:04:53: Sie sind ja gerade aus dem Ausland zurückgekehrt, aus dem Libanon.
00:04:57: Wie ist denn die Lage dort?
00:04:58: Was machen unsere Soldaten dort eigentlich?
00:05:01: Also der große Auftrag des österreichischen Bundesheers im Libanon ist die Gewehrleistung der logistischen Dienstleistung für den gesamten Unereinsatz.
00:05:13: Also wir haben eine Transportkompanie, die Personentransport, aber auch Materialtransport für für den gesamten Unereinsatz leistet.
00:05:24: Das sind ja zehntausend Mann im Libanon auf vielen verschiedenen Positionen.
00:05:31: Dieser Einsatz heißt ja
00:05:33: Unifil.
00:05:35: Und zusätzlich haben wir im Hauptquartier die Feuerwehr.
00:05:40: Also unsere Männer und Frauen leisten dort für das Hauptquartier, aber auch für naheliegende Positionen.
00:05:48: den Feuerwehrdienst und Recovery ist auch ein Teil unserer Aufgabe, also verunfallte oder linkgebliebene Unifilffahrzeuge werden von den österreichischen Soldatinnen und Soldaten zurückgeholt.
00:06:04: Wir haben Werkstätten, die wir betreiben, aber wir haben auch zwei große Lagerhäuser, die die Österreicher verwalten, die quasi vom Bleistift bis zu groß großen Gegenständen, Baumaterial und Ähnliches ist in der Verwaltung der Österreicher.
00:06:25: Und das machen circa hundertsechzig Soldatinnen und Soldaten zurzeit.
00:06:31: Sie waren ja schon oft unten.
00:06:33: Wie geht es den Leuten jetzt gerade im Vergleich zu vorangegangenen Einsätzen?
00:06:38: Zurzeit ist die Lage rund um das Hauptgradir ruhig.
00:06:44: Unmittelbare Auswirkungen habe ich.
00:06:48: nicht erleben müssen, weil das war auf einen Jahr ganz anders.
00:06:52: Im gesamten Einsatzraum gibt es aber täglich Drohnenangriffe und Raketenbeschuss.
00:07:00: Also es ist, wenn unsere Männer und Frauen ihren Dienst außerhalb des Hauptquartiers natürlich im gesamten südlichen Libananverrichten, ist es eine gewisse Gefährdungslage, wo man auch kluge Entscheidungen treffen muss, wie verfahren wird und wohin.
00:07:17: wohin wann gefahren wird.
00:07:19: Also da gibt es schon Situationen, die schwierig sind.
00:07:24: Und wie war das vor einem Jahr?
00:07:26: Vor einem Jahr war ich auch im Libanon wieder für einen Monat Seesorgeeinsatz, der sich dann auf fast drei Monate erstreckt hat, weil die Invasion auf Landwege von Israel im Süd Libanon eingesetzt hat.
00:07:44: Damals war es an der Tagesordnung im Bunker zu sitzen, Stunden und auch Tage.
00:07:52: Und wenn man draußen war, hat es geheißen Schutzwäste, Helm.
00:07:55: Die Gefährdungslage für das Abgurtier meiner Einschätzung, ich bin ja Pfarrer und kein Soldat, aber war eher nur eine Sekundärwirkung.
00:08:05: Die Hisbollah hat über das Hauptquartier hinweg in den Libanon ihre Raketen geschossen und der Iron Dome hat die abgefangen, also die Gefährdung, die größte Gefährdung war von herabfallenden Teilen von abgefangenen Raketen, aber wir hatten auch einmal eine viel geleitete Rakete, die bei uns in ein Werkstattgebäude eingeschlagen ist und zum Glück nicht explodiert ist.
00:08:34: Welche Herausforderungen gibt es sonst noch beim Auslandseinsatz?
00:08:37: jetzt mal für die Soldatinnen und Soldaten generell?
00:08:42: Was das seelische anbelangt?
00:08:44: Eine große Veränderung ist es für Menschen natürlich, so lange Zeit von ihren Familien getrennt zu sein.
00:08:51: Sechs Monate nicht zu Hause zu sein oder nur kurzzeitig auf Urlaub zu kommen, ist... Eine Veränderung, das gewohnten.
00:08:59: Für viele Kameraden ist es das erste Mal.
00:09:01: Ich habe das immer wieder erzählt bekommen.
00:09:03: Sie sind das erste Mal mit Flugzeug geflogen.
00:09:05: Also das erste Mal von zu Hause weg.
00:09:09: Das erste Mal aber wirklich weit weg von zu Hause.
00:09:11: Also sind ja mehrere Tausend Kilometer, also zweieinhalb Tausend Kilometer bis in den Libanon.
00:09:16: Also das macht schon was mit einem.
00:09:19: Man hat natürlich ein anderes Leben als zu Hause.
00:09:21: Man hat einen Zimmerkollegen.
00:09:25: Man hat Gemeinschaftsduschen und Gemeinschaftsdoletten.
00:09:28: Man sieht sich jeden Tag beim Essen.
00:09:31: Für manche ist das Essen, also das Gewöhnungsbedürftig, sage ich mal, das Tolle im Liebern und Einsatz ist, dass die Österreicher das Frühstück selber machen können und dort ein doch ein gewisses Heimatgefühl auch ist.
00:09:48: Aber für viele das Essen schon eine gewisse Herausforderung ist, weil das halt ungewohnt ist.
00:09:56: Und wie ist das für einen Seelsorger?
00:09:59: Welche Herausforderungen gibt es da im Auslandseinsatz?
00:10:02: Ein Seelsorger hat natürlich genau dasselbe als weg von zu Hause.
00:10:06: Er trifft viele Menschen, die er neu kennenlernt.
00:10:14: Wenn man oft in einen Einsatzraum ist, trifft man auch alte Bekannte.
00:10:19: Es ist beides, ein neues Kennenlernen oder wieder neu kennenlernen.
00:10:24: Für mich ist es, es fühlt sich immer wieder, man muss erst reinkommen in das Ganze und es dauert eine Zeit, bis man wieder dazugehört.
00:10:31: Man ist selbst sogar für das gesamte Kontingent.
00:10:34: Ich betreue dort nicht nur evangelische Kameradinnen und Kameraden, sondern bin der Ansprechpartner für... für alle Christen, aber darüber hinaus auch für die muslimischen Kameraden, mit denen ich genauso spreche oder für Menschen, die sich keiner Religion mehr zugehören fühlen, die dann auch den Weg zu mir finden.
00:10:53: Oder Seelsorge passiert ja ganz stark so zwischen Tür und Angel, wie ich das bezeichnen würde, oder halt an Orten, die halt beiläufig sind.
00:11:03: Und dann kommt es halt heraus, dass die Scheidung läuft zu Hause oder ... Krankheit in der Familie und ähnliches.
00:11:15: Auf der anderen Seite gibt es natürlich dieses strukturierte oder das liturgische Gottesdienstangebot für die Menschen, die das halt schätzen.
00:11:25: Man muss ja, wie Sie ja in der Einleitung gesagt haben, das österreichische Bundesheer ist das Spiegel der Gesellschaft.
00:11:31: Natürlich ist es auch im Auslandseinsatz.
00:11:34: ist nicht anders.
00:11:35: Also Menschen sind distanziert zur Kirche, manche gehen regelmäßig in die Kirche und manche wollen gar nichts mehr von Kirche wissen.
00:11:45: Und deswegen sind auch die Sonntagsgottesdienste entsprechend.
00:11:49: Also da kommen der eine oder andere und deswegen biete ich dann auch andere Dinge an.
00:11:57: Was zum Beispiel?
00:11:58: Was ich für mich erfunden habe, ist Kuchen und Kaffee.
00:12:01: Einmal oder zweimal in der Woche habe ich das am Dienstag oder am Donnerstag eingeladen auf diese kleine Terrasse, die vor dem Zimmer vom Pfarrer ist.
00:12:09: Und dieses Mal habe ich Lebkuchen mitgebracht und bietet dann niederschwellig zum Kaffee vorbeizukommen.
00:12:20: Das nimmt der eine oder andere wahr und dann wird er drüber.
00:12:25: den Einsatz geplaudert, über die Familie zu Hause geplaudert und wenn es notwendig ist, über tiefgehende Dinge dann, aber es ist halt leicht, zum Kuchen und Kaffee zu kommen und nicht zum Fahrrad zu gehen, wenn man was braucht.
00:12:39: Und das andere, was ich versucht habe, ist eine Wochen Schlussandacht am Freitag, quasi nach Dienst zum Dienstschluss, ganz kurze kleine lituvische Form mit ein paar Gedanken und so das Wochenende.
00:12:55: zu Beginn an den Dienst ausgingen zu lassen.
00:12:58: Ja, sind halt so Ideen, um etwas anzubieten.
00:13:04: Andere Kollegen habe ich gehört, die haben Spieleabende veranstaltet oder Filmabende, um einfach mit den Menschen in Kontakt zu kommen.
00:13:12: Was ich am liebsten auch habe, ist, wenn ich im Einsatz irgendwo mitarbeiten kann.
00:13:18: Also das wirklich Handanlegenbett, was man mit Menschen gemeinsam arbeitet.
00:13:24: kommt man sich ganz anders näher und hat dann eine Vertrauensbasis, wo dann, ich kann mir ein Einsatz erinnern, wirklich tief in der Gespräche dann entstanden sind.
00:13:38: Also das finde ich sehr positiv, wenn man da auch wirklich mitmacht.
00:13:44: Hilft er auch die Uniform?
00:13:47: Der Pfarrer in Uniform?
00:13:49: Also die Uniform an sich, also abgesehen von dem Dienstag, ist natürlich...
00:13:54: bin ich,
00:13:55: wenn ich die Uniform angezogen habe, dann einer von Ihnen.
00:13:58: Beim Transport, also wir fliegen ja zivil in den Einsatzrahmen.
00:14:01: Ich komme zivil ins Hauptquartier und in dem Moment, wo ich die Uniform an habe, bin ich dann einer von Ihnen.
00:14:09: Also das ist, glaube ich schon, also das ist mein Gefühl, aber wahrscheinlich auch die Wahrnehmung der Kameraden.
00:14:16: Ja, natürlich ist das ein Zeichen, dass man zusammen gehört.
00:14:19: Welche Rolle spielt der Glaube im Einsatz?
00:14:22: oder provokant gefragt?
00:14:23: Wann geht man zum Militärpfarrer und wann zum Psychologen?
00:14:27: Also, ich glaube, ich habe als gemeine Pfarrer die Erfahrung gemacht, dass Kirche-Glaube-Religion im Ausland mehr wahrgenommen werden als zu Hause.
00:14:37: Also, wenn man Menschen, die zum Beispiel aus Deutschland und Österreich arbeiten kommen, gehen tendenziell eher in die Evangelische Kirche, weil es ein Stück Heimat ist.
00:14:46: Und ich glaube, das ist auch natürlich beim Auslandseinsatz so, dass das ein Stück des vertrauten Lebens ist.
00:14:54: Die Frage, provokant gefragt haben sie gesagt, wann geht man zum Militärpfarrer?
00:15:01: Wann zum Psychologen?
00:15:03: Also es gibt so eine Geschichte unter den Soldaten, dass man nicht zum Psychologen geht, weil der schickt einen nach Hause.
00:15:12: Das ist, glaube ich, etwas, was sich hartnäckig hält, was in der Erfahrung mit den Psychologen ganz anders sehe, weil die Psychologen sagen, wir gehen dorthin, damit wir sie nicht nach Hause schicken, damit eben dieses psychische Gleichgewicht die Einsatzfähigkeit erhalten bleibt.
00:15:31: Deswegen gehen manche Leute lieber zum Pfarrer, weil da wissen sie, die er meldet nicht.
00:15:35: Gibt es das, dass der Beicht Geheimnis eine Vertrauensbasis diert?
00:15:41: auf etwas anderen beruht.
00:15:43: Ja, dieser Mythos oder dieser Geschichte unter den Soldaten, dass der Psychologe dich nach Hause schickt, ist nicht richtig.
00:15:52: Das sind ja auch alles Kameraden, die das Gesamte im Blick haben und den Menschen im Blick haben und auch einen guten Dienst leisten.
00:16:02: Sie sind ja dann in ihrem Einsatz Seelsorger für alle.
00:16:05: Wie ist denn die Zusammenarbeit zum Beispiel mit den katholischen Seelsorger?
00:16:11: Im Auslandseinsatz ist man natürlich der Pfarrer für die gesamte Mission für alle Kameraden und Kameradinnen.
00:16:17: Und im Auslandseinsatz ist die Zusammenarbeit mit den katholischen Kollegen, die ich erlebt habe, immer sehr gut gewesen.
00:16:29: Also wir haben jetzt ja im Libanon war ganz viel der Kamerad Weiringer aus Salzburg.
00:16:39: und ich von der Evangelischen Kirche im Einsatz und wir haben uns immer abgesprochen vor.
00:16:44: Erstens einmal, dass wir unsere Termine abgestimmt haben und dadurch, dass wir natürlich wesentlich mehr katholische Kameraden im Einsatz sind, habe ich immer versucht, das so einzuteilen und mit ihm abzusprechen, dass er zum Feiertag dort ist.
00:17:04: Ich davor hinfahre, dass ein Priester zum Weihnachtsfest da ist, dass ein Priester zum Osterfest da ist und ich hätte die Zeit davor abdecken.
00:17:14: Also da gibt es ein gutes Einvernehmen, auch die Planung der Auslands-Einsätze, die der Pfarrer Walgramm aus der Steiermark, also der evangelische Pfarrer in der Steiermark und der Diakon-Kastenhofer ober das Kastenhofer in Wien, deinander abstimmen, das funktioniert sehr gut.
00:17:34: Wie geht man eigentlich mit traumatischen Erlehnissen von Soldaten und Soldatinnen um?
00:17:39: Ja, also, denke mal, gerade wie vorhin erwähnt, es hat ja einen Raketen-Einschlag gegeben bei uns, also da waren sechs Soldaten und Soldatinnen betroffen, zum Glück niemand verletzt, also ein kleiner Kratzer, aber natürlich das Erleben dieser Situation schon sehr beängstigend für alle war.
00:18:00: Das Wichtige in dieser Situation ist Handlungsfähigkeit wiederherstellen.
00:18:05: Und in dieser Situation, in dieser Nacht haben wir gemeinsam Geburtstag gefeiert.
00:18:11: Für alle war das natürlich ein Moment des Neubeginns.
00:18:16: Nichts passiert.
00:18:17: Dieser Sprengkopf ist nicht explodiert.
00:18:19: Keiner ist zu schaden gekommen.
00:18:22: Wir haben Gerzeln.
00:18:24: aus den Fahrerskasten geholt und jeder hat eine Kerze angezogen und das getan hat, mit dem Gefährt und Danke gesagt und das Leben hochleben lassen.
00:18:34: Also das war schon eine ganz besondere Nacht auch.
00:18:38: Gibt es andere berührende Erfahrungen und Momente an diese sich gut erinnern können?
00:18:43: Ja, also wie vor gesagt, wenn man gemeinsam arbeitet, dann kommt es zu einem... anderen Vertrauensverhältnissen, eine Situation kann ich mich sehr gut erinnern, wo ein junger Mann dann Dinge mit mir besprochen, die mir auch, also erstens Hochachtung vor dem, was dieser Mensch zu tragen hatte, die mich auch sehr berührt haben, aber das bleibt in der seersäuglichen Verschwiegenheit.
00:19:12: Also das können familiäre Probleme sein oder Krankheit oder Tod eines... Das
00:19:16: ist das ganze Spektrum des Lebens, ne?
00:19:19: ob Tod in der Familie oder Krankheit in der Familie oder seine eigene Krankheit, Scheidung, das Zerbrechen von Beziehungen, finanzielle Probleme zu Hause.
00:19:29: Also alles, was es im Leben so Landläufe gibt, also was man aus dem eigenen Leben kennt, das dürft natürlich auch unsere Kameradinnen und Kameraden.
00:19:40: Was wären so die hauptsächlichen Unterschiede zwischen der Seelsorge im Inland und der Seelsorge im Auslandseinsatz?
00:19:51: Ich bin Teil dieser Gemeinschaft.
00:19:54: Ich bin da und da.
00:19:55: Ich bin eben an jeder Ecke des Camps irgendwie erreichbar.
00:20:03: Und damit ergeben sich auch die Gespräche auf einer ganz anderen Ebene.
00:20:09: oder Menschen, die niemals zu ... oder zu Hause eine Veranstaltung der Militärseelsorge besuchen würden, kommen in Kontakt hier mit Kirche oder dann in meiner Person halt mit Militärseelsorge.
00:20:25: Und wenn ich in Wien Militärseelsorge angebote mache, ist das für die Evangelischen in Wien, die das hoffentlich gerne wahrnehmen.
00:20:39: Im Rahmen meiner Oster- und Weihnachtsbesuche besuche ich alle und wünsche ihnen gesegnete Feiertage.
00:20:46: Ich habe natürlich auch dann da und dort Gespräche mit Kameradinnen und Kameradinnen.
00:20:53: Aber im Auslandseinsatz ist man einfach Teil des Kontingents und ganz anders aufeinander bezogen.
00:21:02: Wie wird denn Weihnachten gefeiert im Auslandseinsatz?
00:21:05: Ja, Weihnachten habe ich, wie gesagt, leider weniger Erfahrung, weil ich dann doch den katholischen Kameraden den Vorderritt lasse.
00:21:14: Aber einmal habe ich Weihnachten im Kosovo feiern dürfen.
00:21:19: Das war eine ganz spezielle Situation.
00:21:21: Es ist schon eine tolle Zeit, wenn man Weihnachten mit den Kameraden im Ausland verbringen darf.
00:21:26: Damals war im Kosovo das ... Deutsche Kontingent, gleich Nachbarn vom Österreichischen, war ein deutscher evangelischer Kollege unten.
00:21:36: Und die Schweizer sind ja auch gleich um die Ecke.
00:21:38: Und wir haben in der Adventzeit ein Advent- oder Weihnachtsspiel einstudiert.
00:21:45: Alle drei Nationen gemeinsam und das dann am Heiligen Abend aufgeführt.
00:21:49: Und am XXIII.
00:21:51: ist dann Stefan Guckarell, der katholische Kollege, noch runtergekommen.
00:21:54: Wir haben zu dritt an Weihnachten gefeiert mit einer knallvollen Kirche.
00:21:59: Also, das sind schon tolle Momente gewesen.
00:22:03: Zum Schluss noch eine Frage.
00:22:04: Was wünschen Sie sich für die Zukunft der Militärseisorge?
00:22:08: Ja, was wünsche ich mir für die Zukunft der Militärseisorge?
00:22:12: Stabile Struktur und Kolleginnen, die ihren Dienst mit Glauben, Hoffnung und Liebe erfüllt, an unseren Kameraden verrichten.
00:22:26: Das ist ein schönes Schlusswort.
00:22:27: Vielen Dank fürs Kommen.
00:22:29: Ja, das war's für heute.
00:22:30: Vielen Dank fürs Zuhören und hört auch beim nächsten Mal bitte wieder
00:22:49: her.
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